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Oktober 2017

 

Oktober 2017

 

Lasst nicht nach im Beten; seid dabei wachsam und dankbar! (Kol 4,2)
Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.    (Mt 6,21)

Vor einigen Monaten haben wir bereits einen Blick darauf geworfen, wie der hl.Franziskus und die hl.Klara beteten. In diesen Monaten wollen wir noch einmal einen kurzen Blick auf die Frage der Zerstreuung werfen. Wie sind Franziskus und Klara damit umgegangen, wenn ihre Gedanken woanders waren als im Gebet, wenn sie nicht gesammelt bei Gott verweilen konnten.
In der Legenda Maior, dem großen Franziskusleben von Bonaventura (13.Jh.), wird uns berichtet (LM 10,3f):
„Beim Beten war ihm die Erkenntnis gekommen, die ersehnte Gegenwart des Heiligen Geistes biete sich dem Beter desto öfter und vertrauter, je mehr sich der Mensch vom Getriebe der Welt fern halte. Darum suchte er einsame Orte auf und ging nachts gern in die Einöde und in verlassene Kirchen, um hier zu beten. Dort hatte er oft furchtbare Kämpfe mit bösen Geistern zu bestehen, die ihn tätlich angriffen und in seinem eifrigen Beten zu stören suchten. Er schützte sich jedoch durch die Waffen des Himmels; und je heftiger ihn der Feind angriff, desto stärker wurde seine Kraft und desto inniger sein Gebet. Er sprach voll Vertrauen zu Christus: Birg mich im Schatten deiner Flügel vor den Frevlern, die mich hart bedrängen! Zu den Dämonen aber sagte er: „Macht mit mir, was ihr könnt, ihr bösen und verlogenen Geister! Denn ihr vermögt ja doch nur so viel, als Gottes Hand euch gestattet. Ich aber will mit großer Freude alle Plagen erdulden, die Gott für mich bestimmt hat.“ Eine solche Festigkeit des Geistes war den hochmütigen Geistern unerträglich, sie mussten mit Schande abziehen. Der Mann Gottes aber blieb allein und in Frieden.“
Im Wissen darum, dass es nichts Kostbareres gibt, als das Gebet und die Erfahrung der Nähe Gottes, hatte Franziskus die Entschiedenheit und Kampfkraft, sich allen Angriffen des Bösen zu widersetzen. Er suchte nur umso inniger Schutz bei Gott, als er angegriffen wurde.  Außerdem war ein uneingeschränktes Gottvertrauen wohl eine seiner stärksten Waffen. So kämpfte er sich durch bis er den Frieden zurückgewann, der seine Seele jauchzen ließ und ihm köstlicher war als alles auf der Welt.
Doch selbst ein Franziskus bleibt ein Mensch. Es ist uns eine weitere sehr eindrückliche Geschichte von ihm überliefert, wo auch er sich einmal von irdischen Dingen ablenken ließ und wie er damit umging. So schreibt Thomas von Celano in seiner 2.Lebensbeschreibung des hl.Franziskus (2 Cel 97):
Während der vierzigtägigen Fastenzeit hatte er einmal ein kleines Gefäß verfertigt. Er hatte darauf die freien Augenblicke verwandt, damit sie nicht ganz verloren gingen. Als er nun eines Tages andächtig die Terz betete, glitten seine Augen zufällig über das Gefäß und betrachteten es. Da fühlte er den inneren Menschen an der Andacht gehindert. Er war betrübt, dass die Stimme des Herzens, die zu den Ohren Gottes ausgerichtet sein soll, unterbrochen worden war. Nach Beendigung der Terz hörten ihn die Brüder sagen: „Ha, unnützes Gebilde, das soviel Eindruck auf mich machte, dass es meinen Geist zu sich abzog!  Ich will es dem Herrn opfern, dessen Opfer es gehindert hat.“ Nach diesen Worten packte er das Gefäß und warf es ins Feuer zum Verbrennen. „Wir müssen uns schämen“, sagte er, „dass wir uns zu unnützen Zerstreuungen ablenken lassen, wenn wir zur Zeit des Gebetes den großen König ansprechen.“
Sein Herz hing für einen kurzen Augenblick an dem, was seine eigenen Hände mit viel Liebe geschaffen hatten. Er hatte seine freie Zeit betend genutzt für dieses Gefäß. Doch in der Zeit des Gebetes hatte es keinen Platz. Alles hat seine Zeit, die Arbeit und die Freude daran, aber eben auch das Stundengebet, das er andächtig zu beten pflegte. Diesmal allerdings holte ihn ein kurzer Gedanke aus der Sammlung. Er bemerkte es. Sofort kehrt er zum Gebet zurück. Er bleibt nicht an der Ablenkung hängen. Erst am Ende des Gebetes befasst er sich eingehender mit dem, was geschehen ist und setzt ein deutliches Zeichen seiner Umkehr. Er zeigt Gott mit dieser Handlung, die uns vielleicht übertrieben scheinen mag, was bzw. wer der eigentlich wichtige ist. Und gegen Gott ist eben alles noch so Schöne wertlos und nichtig.
Uns kann es ein Wegweiser sein, mit den Ablenkungen in unseren Gebeten umzugehen. Ohne jede Aufregung kehrt Franziskus einfach zum Herrn zurück. Eine „Tätigkeit“, die mitunter bei „uns normalen Menschen“ die ganze Gebetszeit füllen kann. Und es ist nicht tragisch. Ich nehme einfach das an, was mir vom Herrn zugemutet ist. Und ganz unerwartet kann mit viel Geduld der Friede wieder in unser Herz einkehren. Es braucht nur Zeit und Geduld.
So gibt uns Franziskus mit auf den Weg (2 Cel 96,5): „Wenn der Leib in Ruhe seine Speise isst, die doch einmal mit ihm zusammen ein Fraß der Würmer sein wird, mit welchem Frieden und welcher Ruhe muss dann erst die Seele ihre Speise, die doch ihr Gott ist, zu sich nehmen!“  

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