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Februar 2012

 

 

Nachdem wir in den letzten Monaten ausgiebig in vielen Einzelheiten den gekreuzigten Herrn betrachtet haben, wenden wir unseren Blick nun auf die kleinen Figuren unserer Ikone. Zu Beginn unserer Reise in die Botschaft der Ikone, haben wir die fünf Figuren am Fuß des Kreuzes bereits unter die Lupe genommen.

 

Nun wollen wir einen kurzen Blick auf die beiden kleinen Gestalten auf Kniehöhe ganz rechts und ganz links werfen. Wen haben wir da? Den Soldaten mit der Lanze, der mit Longinus bezeichnet wird, ist uns vor etwa einem Jahr bereits begegnet. Die Gestalt auf der anderen Seite wird als spottender Jude betrachtet. Er bleibt namenlos. Beide stehen auf der Ikone als Vertreter für ihr jeweiliges Volk. Wenn man sich die Haltung und die Gesichter der beiden anschaut, stellt man fest, dass beide den Blick zu Jesus erhoben haben. Hierin lebt ein Stück der Heiligen Schrift, ein Stück Verheißung wird wahr. „Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben“(Sach 12,10; Joh 19,37). Beide haben ein Knie gebeugt, die Füße in der gleichen Stellung, haben einen Arm angewinkelt. Selbst wie die Gewänder fallen, scheint gleich.

Warum dies? Was haben die beiden gemeinsam? Der Evangelist Johannes berichtet uns, dass Judas sowohl die Soldaten, als auch die Gerichtsdiener der Pharisäer und Schriftgelehrten holte (vgl.Joh 18,3). Die Soldaten sind wie unser Longinus Römer, also Heiden, die Gerichtsdiener allerdings sind Juden, wie der bärtige kleine Mann. Die Verantwortung für den Tod Jesu tragen also in gleicher Weise Juden und Heiden. Das wollte uns der Ikonenschreiber hier wohl aufzeigen.

Ein weiteres spannendes Detail sind Position und Größe dieser beiden Männer. Sie sind klein. Man könnte sie fast übersehen. Und sie stehen ganz am Rand der Ikone. Man könnte sagen, es sind Randfiguren im Heilsgeschehen. Die Menschen sehen oft, dass Menschen unseren Erlöser verraten und getötet haben. Doch eigentlich waren sie nur Helfer, nur Statisten. Denn wir dürfen nie übersehen, dass eigentlich niemand Jesus das Leben geraubt hat. Jesus war den Menschen nicht ausgeliefert, hilftlos und passiv zum Sterben verurteilt. Er hat sich vielmehr aus Liebe zu den Menschen und zu ihrer Rettung hingegeben. Er lässt seine Jünger bereits vor dem Einzug in Jerusalem, vor seiner Passion wissen: „Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen“ (Joh 10,17f). Die Menschen haben Jesus gegeißelt, gequält, gekreuizigt, getötet, aber eigentlich haben sie damit nur erreicht, ihn zu verherrlichen. Damit wird auch ein Gebet Jesu von seinem Vater erhört, das uns Johannes übermittelt hat: „Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war“ (Joh 17,4f). Wie oft übersehen wir, dass es ohne den Willen Jesu zur liebenden Hingabe bis zum Äußersten, keine Passion gegeben hätte (Schön dabei auch, dass das Wort Passion im Deutschen gleichzeitig für Leiden und Leidenschaft steht.). Wie oft übersehen wir, dass Jesus sich mit dem Hinweis auf das „noch nicht“ seiner Stunde, sich denen entzogen hat, die ihn ergreifen und töten wollten. So berichtet zum Beispiel Lukas im 4.Kapitel (V.29f) für die Zeit kurz nach dem Beginn des Wirkens Jesu in Galiläa. Er war Herr über Leben und Tod auch für sein eigenes Leben, das er in die Hände des Vaters legte. So ist und bleibt er auch der Herr über Tod und Leben aller Menschen. Das können wir einmal bedenken, wenn uns ein Freund, ein Bekannter, ein Familienangehöriger viel zu früh durch den Tod entrissen wird, selbst wenn Kinder sterben. Kein Mensch stirbt, wenn er seinen Auftrag vor Gott nicht erfüllt hat. Wir liegen in seiner Hand. Wir wünschen Ihnen, dass Sie das bei sich selbst und ihren Lieben in Leben, Sterben und im Tode erfahren dürfen.

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