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Juli/August 2011

 

Wieder ist ein Monat vergangen und so wollen wir heute erneut auf Forschungsreise durch die Geschichte gehen, die uns das San-Damiano-Kreuz erzählt und schauen, was wir so entdecken.

Im Kirchenjahr hat inzwischen der Osterfestkreis geendet und die „grüne Jahreszeit“ begonnen und doch wird uns Tod und Auferstehung weiter begleiten – in der Eucharistie, wie auch im Leben. Und natürlich auf unserer Ikone, die in besonderer Weise beide Elemente zu vereinen versteht.

Jesus trägt auf der Ikone allerdings auch keine Dornenkrone zum Zeichen seines Leidens. Sondern längst umgibt sein Haupt ein Lichtkranz. Das ist wie das Aufleuchten der tieferen Wirklichkeit. Es ist nicht der Schmerz, an dem wir hängen bleiben dürfen, nicht mit den Augen und nicht mit dem Herzen, sondern es ist seine Liebe und seine Hingabe, die uns Leuchte auf unserem Lebensweg sind und Licht in unseren Dunkelheiten, die uns Hoffnung machen, weil sie uns lehren, dass die Dornenkrone des Leidens auch in unserem Leben in leuchtende Vollendung verwandelt werden kann.

So lehrt uns Paulus schon im Philipperbrief das Leben Jesu als Vorbild zu nehmen. Denn „er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht“ (Phil 2,6-9). Der Weg des Gehorsams gegenüber unserem himmlischen Vater und die gelebte Hingabe, die Selbstüberwindung zum anderen hin, sind der Weg, der uns zur Heiligkeit und Vollendung führt und damit in die Arme unseres himmlischen Vaters.
Für uns gilt also, um es etwas frei auszudrücken: Mach’s wie Gott, werde Mensch! Was heißt das? Gott hat seine Allmacht eingetauscht gegen die menschliche Ohnmacht. Er hat seine Unverletzlichkeit und Unberührbarkeit eingetauscht gegen Leidensfähigkeit und das konkrete Leiden in seiner Passion. Er hat seine Grenzenlosigkeit eingetauscht gegen die Begrenztheit der menschlichen Natur. „Er, der reich war,“ wie der heilige Paulus schreibt, „wurde unseretwegen arm, um uns durch seine Armut reich zu machen (vgl.2 Kor 8,9). „Den armen Christus vielmehr, als arme Jungfrau, umfange“, schreibt die hl.Klara in ihrem dritten Brief an die hl.Agnes von Prag.

Wenn nun also Gott schwach geworden ist und seine Grenzen angenommen hat. Warum versuchen wir Menschen dann immer wieder stark zu sein und alle Probleme lösen zu können? Christus lehrt uns vielmehr unsere Begrenztheit anzunehmen und in der Ohnmacht Gott Raum zu geben. Jesus selbst hat nicht aufrecht und souverän seinen Leidensweg gemeistert (und hat es darin gerade doch). Er hat erfahren müssen, was es heißt, Menschen nicht von der Wahrheit überzeugen zu können. Man findet allerdings keine Stelle, wo er das Nichtfolgen der Menschen als Scheitern empfunden hätte. Es kommt keine Entschuldigung, dass es ihm nicht gelungen ist, diesen oder jenen zu überzeugen. Er konnte nicht mehr tun, wollte er die Entscheidung der Menschen wahren. Es gibt auch keine Entschuldigung dafür, dass er beim Kreuz tragen Hilfe brauchte, es eben nicht (alleine) konnte. Er hat getan, was er konnte und wusste darum. Er (als Mensch) ist auch nicht selbst auferstanden, sondern er ist auferweckt worden. (Wobei man aufgrund der Untrennbarkeit und Unmischbarkeit seines göttlichen und menschlichen Wesens natürlich sagen kann und muss, dass er auferstanden ist.) In seiner größten Ohnmachts­erfahrung und Verlassenheit hat er sein größtes Werk vollbracht. Man könnte sagen, durch seine Ohnmacht hat er die Welt erlöst. Denn in der Schwachheit des Menschen kommt die Stärke Gottes zur Vollendung (vgl.2 Kor 12,9).

 

Gegenüber den Dingen, die wir gerne ändern würden an uns und in der Welt fühlen wir uns oft unfähig und ohnmächtig. Das dürfen wir. Nur daran verzweifeln dürfen wir nicht, denn sind wir zuweilen ohnmächtig, steht er, der alle Macht hat, doch an unserer Seite und geht mit uns, geht uns sogar voraus. Vielleicht sind wir gelegentlich ohnmächtig, aber Gott sei Dank sind wir niemals hilf-los!

Nehmen wir das in diesem Monat als Einladung, einen Blick auf unsere Grenzen und Schwächen zu werfen und sie anzunehmen.  Werfen wir einen Blick darauf, wo wir Hilfe brauchen und haben wir den Mut, sie zu erbitten und dankbar anzunehmen. Wenn Jesus Christus, der Sohn Gottes, damit leben konnte und wollte, müde zu werden, Probleme nicht lösen zu können, angefochten zu sein, Angst zu haben, sich überfordert zu fühlen, dann sollten wir es doch auch lächelnd schaffen, damit zu leben. Ein Christ muss die Welt nicht retten und sich nicht heiligen, denn das hat Gott längst getan!

Im Nachdenken über das Gelesene wünschen wir Ihnen eine gesegnete Urlaubszeit und viel Freude am Sommer, der vor wenigen Tagen begonnen hat.

 

 

 

 

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