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MONATS
August 2013
„Wir wollen uns freuen und jubeln und ihm die Ehre erweisen. Denn gekommen ist die Hochzeit des Lammes und seine Frau hat sich bereit gemacht. (Offb 19,7)

„Zu sich gewendet aber redete die heiligste Jungfrau ihre Seele leise an und sprach: „Geh in Sicherheit, denn du hast ein gutes Weggeleit. Geh“, sagte sie, „denn der dich geschaffen hat, hat dich geheiligt. Er hat dich stets behütet wie eine Mutter ihr Kind und dich mit zärtlicher Liebe geliebt.“ Sie sprach: „Du, Herr, sei gepriesen, der du mich erschaffen hast.“ Als eine der Schwestern fragte, mit wem sie rede, erwiderte sie: „Ich rede mit meiner gesegneten Seele.“
Auch jener Wegbegleiter war nicht mehr fern. Denn zu einer Tochter hingewandt sagte sie: „Siehst du, Tochter, den König der Herrlichkeit, den ich sehe?“
Auch über eine andere Schwester kam die Hand des Herrn. Mit ihren leiblichen Augen empfing sie unter Tränen ein beglückendes Gesicht. Vom Speer des tiefen Schmerzes durchbohrt, richtete sie ihren Blick zur Tür des Hauses hin. Und siehe, eine Schar von Jungfrauen in weißen Gewändern traten ein; alle trugen auf ihren Häuptern goldene Kränze. Unter ihnen schritt eine, die noch herrlicher war als die anderen; aus deren Krone, die ganz oben gleichsam die Form eines Weihrauchgefäßes mit Öffnungen hatte, erstrahlte ein solcher Glanz, dass sich innerhalb des Hauses selbst die Nacht in Tageslicht verwandelte. Sie ging auf das Lager zu, auf dem die Braut des Sohnes daniederlag, neigte sich überaus liebevoll über sie und umarmte sie zärtlichst. Ein Tuch von wunderbarer Schönheit wurde durch die Jungfrauen herbeigebracht, und alle wetteiferten im Dienst, Klaras Leib zu bedecken und das Brautgemach zu schmücken. Am Tag nach dem Fest des heiligen Laurentius verschied also diese heiligste Seele, um mit dem Lorbeerkranz des ewigen Siegespreises gekrönt zu werden.“ (LebKl 46)
Die Szene, die wir in diesem Monat betrachten wollen, stellt uns das Geschehen des 11.August 1253 vor Augen, den Tag, an dem die hl.Klara mit ihrem Bräutigam auf ewig vereint wurde. Wir sehen am Rand zwei Brüder stehen, Angelus und Leo, wie uns Thomas von Celano in der Lebensbeschreibung wissen lässt. Wir erkennen die trauernden, Abschied nehmenden Schwestern. Besonders nahe ist ihr eine Schwester, die mit einem Lamm (lat. agnus) dargestellt ist – ihre leibliche Schwester Agnes von Assisi. Es ist der Moment gekommen, auf den die hl.Klara ihr ganzes Leben hingelebt hat. Sie wird ihren Schöpfer und ihren Bräutigam von Angesicht zu Angesicht sehen. Sie hat sich schon seit frühester Kindheit darin geübt, loszulassen, frei zu werden für ihn. Es fällt ihr nun nicht mehr schwer, auch ihr Leben als solches in die liebenden Hände zurückzulegen, aus denen sie es empfangen durfte. Keine Angst vor dem Nichts, vor dem die Menschen sich heute so oft fürchten; keine Angst vor einem strafenden Richter, keine Sorge um die zurückbleibenden Schwestern. Vorfreude, Seligkeit, weil sie ihr Ziel erreicht hat. Nur einen Tag vorher hielt sie die bullierte Regel ihres Ordens in den Händen. Ihr Leben ist vollendet, ihr Werk vollbracht. Die Hochzeit ist gekommen. Und ihr Bräutigam selbst kommt, sie abzuholen. Die hl.Jungfrau Maria empfängt sie äußerst liebevoll. Nun ist der Moment gekommen, nach dem sie sich viele Jahre ihres Lebens so schmerzlich gesehnt hat. So erfüllt sich in ihr, was sie der heiligen Agnes von Prag in ihrem 2.Brief schon angekündigt hat: „Wenn du mit ihm leidest, wirst du mit ihm herrschen, wenn du mit ihm trauerst, wirst du dich mit ihm freuen, wenn du mit ihm am Kreuze der Bedrängnis stirbst, wirst du mit ihm im Glanz der Heiligen die himmlischen Wohnungen besitzen, und dein Name wird im Buch des Lebens aufgezeichnet werden und er wird ruhmreich sein unter den Menschen. Daher wirst du auf immer und in alle Ewigkeit antselle irdischer und hinfälliger Güter die Herrlichkeit des himmlischen Reiches erwerben, statt der vergänglichen die ewigen Güter, und du wirst leben in Ewigkeit.“ (V.21-23)
Wie in einigen anderen Szenen unserer Ikone verbigt sich für den wissenden Betrachter noch eine zweite Aussage in diesem Bild. Wer schon verschiedene Darstellungen der Entschlafung Mariens gesehen hat wie zum Beispiel der hier abgebildeten Ikone aus der Abtei Niederaltaich, wird sich vielleicht an das Detail erinnern, dass Jesus Marias Seele auf den Armen hält. So umfängt er nun die Seele der hl.Klara, die in ihrem verborgenen Leben zu einer zweiten Maria wurde, ein Gedanke, den wir auf einer späteren Seite des Monats noch näher betrachten werden. |