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April 2012
Mit großen Schritten gehen wir auf Ostern zu, die Karwoche hat inzwischen begonnen. Und so wollen wir uns in diesem Monat mit den verbleibenden Personen unter dem Kreuz befassen. Auf der Seite des Monats März haben wir Maria und Johannes betrachtet. Nun soll es uns - wie der Ikonenschreiber uns selbst verrät - um Maria Magdalena, Maria Iakobi und Centuriu gehen.
Über den römische Hauptmann ganz rechts, der staunend seinen Blick zum Gekreuzigten erhebt, berichtet uns der Evangelist Markus: „Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“ (vgl. Mk 15, 39). Er hat den Weg zum Glauben an Jesus Christus und die heilige Dreifaltigkeit gefunden, den er mit den drei gespreizten Fingern seiner Hand bezeugt. Damit erfüllt sich Jesu Wort: Wenn ich am Kreuz erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen. (vgl. Joh 12,32)
Unklar ist allerdings wer sich hier wirklich zeigt. Eine andere mögliche Deutung sieht hier den Hauptmann von Kafarnaum, der so fest daran glaubte, dass Jesus seinen Diener allein durch sein Wort aus der Ferne heilen konnte, so dass Jesus zu denen, die ihm nachfolgten sagte: Amen, das sage ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden. (Mt 8,10). Ob Johannes mit seinem Bericht über den königlichen Beamten, dessen Sohn geheilt wurde, den Hauptmann von Kafarnaum meint, ist auch nicht sicher, aber naheliegend. Jenen wollen einige in unserem Centuriu erkennen, da sie das Haus (vgl. Joh 4,53), das nach diesem Vorfall gläubig wurde, in den Köpfen über dessen Schulter zu erkennen meinen. Dabei wäre dann das Stück Holz in der Hand ein Hinweis auf die, wie in Lk 7,5 berichtet, gestiftete Synagoge (deren Fundamente man noch heute besichtigen kann) und das Fehlen des Heiligenscheins dem dargestellten Kopf seines Sohnes geschuldet. Eine andere Betrachtungsweise sieht über der Schulter des Centuriu nicht die Familie des königlichen Beamten, sondern den Künstler selbst, der von seinem Glauben hier Zeugnis gibt, was aber in Anbetracht der Tatsache, dass es sich hier wohl um einen syrischem Mönch handelte eher unwahrscheinlich ist. In jedem Falle dürfen wir aber in dieser Person jemanden sehen, der (als römischer Hauptmann) nicht im Glauben an den Gott Abrahams aufgewachsen ist, aber durch Jesus zum Glauben gefunden hat. So können wir hier die vielen Menschen sehen, die in der Begegnung mit unserem Herrn, den Weg in die Kirche Gottes finden.
Markus lässt uns wissen, dass bei der Kreuzigung auch einige Frauen von weitem zusahen, darunter Maria aus Magdala und Maria, die Mutter von Jakobus dem Kleinen. Sie waren Jesus schon in Galiläa gefolgt und hatten ihm gedient (vgl. Mk 15,40f). Was die beiden miteinander verbindet ist das Wissen um den, der da am Kreuz hängt und schon in der Herrlichkeit ist.
Maria Madgalena, die Lukas uns im 8.Kapitel seines Evangeliums vorstellt, folgte neben den Zwölf und einigen anderen Frauen Jesus während er das Evangelium vom Reich Gottes verkündete. Aus ihr sind, so berichtet Lukas, sieben Dämonen ausgefahren. Und nun unterstützt sie Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaß (vgl.Lk 8,1f). Und wie wir hier sehen können, ist sie ihm auch unter dem Kreuz noch so nah, wie sie ihm als Frau in der damaligen Zeit bei einer Kreuzigung sein konnte. Ob Maria Magdalena auch die Sünderin ist, von der uns berichtet wird, dass sie mit ihren Tränen die Füße des Herrn wusch und sie salbte und der Jesus ihre vielen Sünden vergeben hatte, weil sie viel geliebt habe (vgl.Lk 7,47), ist nicht klar. Die Tradition allerdings sieht darin dieselbe Person, zumal Lukas uns gleich im Anschluss Maria von Magdala vorstellt. Ihre große, leidenschaftliche Liebe jedenfalls findet auch in der Farbe ihres Gewandes, in dem leuchtenden Rot, deutlich ihren Ausdruck. Der blaue Überwurf steht hier sinnbildlich für die Treue und Zuverlässigkeit, mit der sie zu ihrem Herrn steht. Die treue Liebe ist dann wohl auch der Grund, dass ausgerechnet sie es sein wird, die den Auferstandenen vor dem Grab als erstes sehen und den Jüngern die Botschaft von der Auferstehung überbringen darf (vgl.Joh.20,17f). Und mit Sicherheit gehört sie auch zu den Frauen, die mit Maria, der Mutter Jesu und mit seinen Brüdern in Jerusalem blieben und dort einmütig mit ihnen im Gebet verharrte (vgl.Apg 1,14).
Hier auf der Ikone macht sie der Mutter des Jakobus eine geheimnivolle Mitteilung. Vielleicht berichtet sie von ihrer Geschichte, die sie aus der Sünde direkt an die Seite des Menschensohnes geführt hat. Das auszumalen, bleibt unserer persönlichen Betrachtung überlassen.
Ihre Gestalt kann uns anregen, uns selbst in den Blick zu nehmen mit der Frage, wie es mit unserer treuen Liebe zu Jesus bestellt ist, wo Jesus mit Sicherheit auch aus uns einige böse Geister vertrieben und uns aufgrund unserer Liebe Sünden vergeben hat. Bleibe ich in dankbarer Liebe ob meiner Erlösung, bei ihm, auch wenn es schwierig wird? Wie steht es mit unserer Dankbarkeit für die Liebe, die Jesus Christus, unser Herr, uns jeden Augenblick unseres Lebens erweist? Wann haben wir ihm das letzte Mal dafür gedankt, dass er uns in seine Nähe gerufen, uns zur Nachfolge erwählt und uns geheiligt hat? Vielleicht bedenken wir unsere Liebe und Dankbarkeit zu unserem Herrn oder auch den Mangel daran in den nächsten Wochen, bevor wir mit einer letzten Betrachtung zur San Damiano-Ikone den Weg von Auferstehung und Himmelfahrt gemeinsam gehen.
Wir Schwestern in Bautzen wünschen Ihnen ein gesegnetes frohes Osterfest in der Freude über unsere Erlösung! |