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Mai 2013

 

„Ihr alle, die ihr des Weges zieht, schaut doch und seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz. (Klgl 1,2)

„Wenn ihr mich lieb hättet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich.“ (Joh 14,28)

„Als der selige Franziskus bald darauf in der Nacht verschied, geschah es aber, dass bei Tagesanbruch die ganze Bevölkerung der Stadt Assisi, Männer und Frauen mit der gesamten Geistlichkeit, den heiligen Leichnam von der Stätte aufhoben, wo er verschieden war, und ihn mit Hymnen und Lobgesängen, wobei Einzelne auch Baumzweige in die Hände nahmen, dem Willen des Herrn entsprechend nach San Damiano trugen, damit sich das Wort erfüllte, das der Herr durch seinen Heiligen gesprochen hatte, um seine Töchter und Mägde zu trösten. Als man das Eisengitter vom Fenster entfernt hatte, durch das die Mägde Christi zu kommunizieren und bisweilen das Wort Gottes zu hören pflegten, hoben die Brüder den Leichnam von der Bahre und hielten ihn in ihren Armen für eine gute Stunde zum Fenster hin. Von ihm empfingen Herrin Klara und ihre Schwestern größten Trost, wenngleich sie von Tränen überströmt und vom Schmerz überwältigt waren, denn nach Gott war er ihr einziger Trost in der Welt gewesen. (Sammlung von Perugia 13,11-14)

Wir haben bei der Betrachtung des Bildes von der Einkleidung der hl.Klara (Dez 2012) die Parallelen von Franziskus zu Johannes dem Täufer angedeutet. Im heutigen Bild des Abschieds der hl. Klara vom verstorbenen Vater Franziskus können wir die hl.Klara wieder in der Parallele zu Maria betrachten und Franziskus in seiner Ausformung als „zweiter Christus“. Die hl.Klara hatte oft die Worte ihres geistlichen Vaters Franzikus mit denen Gottes verknüpft, wenn sie zum Beispiel in ihrem Testament (V.30) klar davon spricht, dass sie nach dem Willen Gottes und dem Willen ihres seligsten Vaters Franziskus nach San Damiano gegangen war.
Die Wundmale, die er empfangen hat, sprechen da auch eine deutliche Sprache. Sie zeigen, wie er bis in den Leib hinein Christus gleichgeworden ist. Für die hl. Klara und viele andere ihrer Zeit war die Fleischwerdung Christi in Franziskus also sehr greifbar. Da überrascht es auch nicht, dass der Leichnam des hl.Franziskus mit Zweigen begleitet wird, wie wir es vom Einzug Jesu in Jerusalem kennen, dessen wir jedes Jahr an Palmsonntag mit Prozessionen gedenken. Franziskus ist durch sein Sterben gewissermaßen in das neue Jerusalem eingezogen.
Aus einer Quelle des späten 19.Jahrhunderts wissen wir, dass es in Assisi Tradition war, am Karfreitag von der Kathedrale San Rufino aus in einer Prozession den Leichnam Jesu unter Gesängen durch die Stadt zu tragen und jeweils bei den Schwestern stehen zu bleiben. Es war also ein neuer Karfreitag eingebrochen über die Schwestern und Brüder in Assisi. So hält denn nun auch die hl.Klara, wie dereinst Maria ihren Sohn, ihren Vater Franziskus in den Armen. In diesem Moment der ersten großen Trauer und Verlassenheit gab es keinen Trost mehr. So passen denn auch die oben zitierten Worte aus den Klageliedern.
Franziskus hatte in einem Brief kurz vor seinem Sterben der hl.Klara versprochen, dass sie ihn vor ihrem Sterben noch einmal sehen würden und von ihm großen Trost empfangen werden. Wenn wir noch einmal den Text aus dem Perugia des 14.Jahrhunderts betrachten, stellen wir fest, dass die Schwestern der hl.Klara das Gitter öffneten, durch das sie sonst das Wort Gottes und auch die Kommunion empfingen. Es ist der ihnen gereichte Leib des Herrn, für den sie die Klausurgitter öffnen, an diesem Tag gewisserweise in der Gestalt des Leichnams des Franziskus. So bleibt ihnen der Trost, sich verabschieden zu können, es bleibt sicher ein geistgewirkter Trost, den wir nicht greifen können und es bleibt das Wissen, dass ihr geliebter Vater ihnen voraus geht, um ihnen einen Platz vorzubereiten, um sie zu erwarten. Er ist in die Herrlichkeit vorausgegangen., was ihm, dem von allen so Geliebten, sicher keiner neidet (vgl. Joh 14,28). Dem Karfreitag folgt ein Ostermorgen. Und so mag in den Herzen der Schwestern Trauer und Schmerz gewesen sein gemeinsam mit jubelnder Freude und Dankbarkeit über das, was Gott in und durch diesen Menschen gewirkt hat. Und es bleibt auch hier die geliebte Armut, die auch das Kostbarste, was sie hat, loslässt, um den zu empfangen, der allein sie erfüllen und glücklich machen kann.

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