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Mai 2012

 

Einen letzten gemeinsamen Blick wollen wir in diesem Monat auf unsere San-Damiano-Ikone werfen. In den letzten anderthalb Jahren haben wir uns immer wieder neu in einen Winkel dieses Kreuzes begeben, um ihn näher zu ergründen. Inzwischen ist Ostern gekommen, in wenigen Wochen werden wir gemeinsam die Himmelfahrt Jesu feiern. Das ist ein gutes Thema, das wir über die letzte Betrachtung der Ikone schreiben wollen: Auferstehung und Himmelfahrt.

Die Engel unter den Händen Jesu mit ihren weit geöffneten staunenden Augen und den auf Jesus verweisenden Händen wollen uns wohl ohne Worte die frohe Botschaft der Auferstehung überbringen, wie auch Engel (in dem Fall weiß gekleidete) den Frauen am leeren Grab (das ja im dunklen Balken im Hintergrund angedeutet ist) den Hinweis gaben, dass er nicht unter den Toten zu finden ist, sondern auferstanden, wie er selbst gesagt hat (vgl. Lk 24,4).

Eine weitere Figur haben wir noch nicht näher angeschaut, die in Höhe des Schienbeins Jesu auf der rechten Seite zu sehen ist, den Hahn. Wenn wir soeben von Auferstehung und Himmelfahrt sprachen, was macht dann jetzt hier der Hahn? Wir alle erinnern uns dabei doch sofort an den Verrat des Petrus, der wie von Jesus angekündigt mit dem Krähen eines Hahnes besiegelt wurde (vgl.Joh 13,38 bzw.18,15-27). Der Hahn ist also Symbol des Verrates, möchte man meinen. Er ist aber noch mehr. Jenseits des direkten biblischen Auftauchens, wissen wir alle, dass ein Hahn am Beginn des Tages kräht. Er ist es, der den neu anbrechenden Tag begrüßt. So finden wir ihn auch in der Kunst vielfach als Symbol der Wachsamkeit, als Überwinder der finsteren Nacht dargestellt. Und so wird er auch zum Künder der Auferstehung Christi. Eine neue Zeitrechnung, ein neuer Tag hat damit begonnen. Als der Wachsame hat er auch seinen Platz auf vielen Kirchtürmen gefunden. Er blickt in den Osten, der aufgehenden Sonne entgegen – dem ewigen Licht, das keine Finsternis mehr kennt. Jesus, der Christus, ist das aufstrahlende Licht aus der Höhe, das uns Zacharias in seinem Lobgesang (den die Kirche in jedem Morgengebet als Benedictus singt) schon angekündigt hat (vgl. Lk 1,78) und das der greise Simeon in Jesus bereits kurz nach seiner Geburt erkannte (vgl.Lk 2,32).

Und er, Jesus, der Nazoräer, König der Juden (wie die Kreuzinschrift ihn bezeichnet), kehrt wie am oberen Ende der Ikone zu sehen ist, in die Herrlichkeit des Vaters zurück. Nach der Auferstehung, das wissen wir, wandelte Jesus noch 40 Tage auf der Erde und erschien verschiedenen Personen. Dann wird er vor ihren Augen emporgehoben und ihren Blicken entzogen, wie uns die Apostelgeschichte (Apg 1,9) verrät. Und so ist der, der in Ewigkeit beim Vater war und von ihm in die Welt gesandt wurde, wie er angekündigt hat (vgl. Joh 16,28), zurückge-kehrt in die Herrlichkeit des Vaters. Er kommt als Sieger, als König heim – in gold gekleidet, mit roter Stola, von den Scharen der Engel jubelnd empfangen. Wie ein Zepter trägt er das Kreuz in der Hand. „Dein Thron, du Göttlicher, steht für immer und ewig; das Zepter deiner Herrschaft ist ein gerechtes Zepter“, sagt uns der Psalmist (Ps 45,7). Die Herrschaft hat begonnen, die ihm vom Vater übergeben wurde, dessen segnende Hand am oberen Rand im roten Halbkreis zu entdecken ist. Es ist der Segen, in dem wir auch die Aussendung des Heiligen Geistes sehen können, den Jesus seinen Jüngern vor seinem Leiden bereits verspricht (Joh 14,26). Vielleicht können wir da auch schon die Andeutung des Pfingstfestes erkennen, das wir am Ende des Monats feiern wollen. Es ist die Aussendung des Geistes auf die Jünger, des Beistandes, der sie an alles erinnern, sie alles lehren wird und der das göttliche Leben in uns ist. Er ist das unaussprechliche Seufzen unserer Herzen (vgl. Röm 8,23), er ist es, der in uns „Abba Vater“(vgl. Röm 8,15) ruft, der in uns immer wieder durch Christus mit großem kindlichen Vertrauen die Augen zum Himmel erhebt, so dass die ganze Kirche gemeinsam betet:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

 

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