„Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten und ihr braucht nicht zu erröten.“ (Ps 34,6)
Die Betrachtung des Bildes der Begegnung der hl.Klara mit Papst Innozenz im Garten von San Damiano werden wir auf zwei Monate verteilen. In diesem Monat werden wir ganz von der Legende aus dem Thennenbach, im Juli dann die hinter dem Ikonentypus verborgene tiefer liegende Botschaft miteinander ergründen. Der Codex Thennenbach, dem die oben in Ausschnitten zitierte Legende entstammt, ist eine deutschsprachige Quelle des ausgehenden 15.Jahrhunderts. In jener Zeit erlebte unser Orden eine Reformbewegung, die wieder mehr aus den Quellen leben wollte. Dazu wurde alles gesammelt, was man über die heilige Klara, ihr Leben und ihre Spiritualität finden konnte. Eine solche Sammlung wurde, so wird es angenommen, auch von den Klarissen in Freiburg aufgezeichnet. Die Verfasserin Sr.Magdalena Steinmerin bittet am Ende um ein Ave Maria unter dem Hinweis, dass sie dieses Werk verfasst habe, so dass zumindest der Name der Verfasserin sicher scheint. Auffällig an dieser Sammlung ist, dass es darin Legenden gibt, die in lateinischen, italienischen und anderen Quellen nicht vorhanden sind, also nur im deutschen Sprachraum Verbreitung fanden. Zu diesen besonderen Teilen gehört auch die Legende, die auf unserer Ikone Gestalt angenommen hat. Die heilige Klara, die von Papst Innozenz Besuch bekommt im Garten von San Damiano, ihm ehrfürchtig begegnet, war gerade tief in die Betrachtung des Leidens ihres Herrn versunken, weshalb wir die Marterwerkzeuge – Geißel, Nägel, Dornenkrone,... – hinter der hl.Klara dargestellt finden. Viele Quellen berichten von einer besonderen Liebe, die sie zum leidenden Jesus hatte und von der großen Bedeutung, die sie jener Betrachtung zumaß. So schreibt auch Thomas von Celano in seiner Lebensbeschreibung: „Vertraut war ihr das Wehklagen über das Leiden des Herrn. Bald schöpfte sie aus den heiligen Wunden Empfindungen, bitter wie Mhyrre, bald trank sie daraus umso süßere Freuden. Die Tränen des leidenden Christus machten sie ganz trunken, und ihn, den tiefe Liebe ihrem Herzen eingeprägt hatte, vergegenwärtigte sie sich oft durch das Gedächtnis. Sie lehrte ihre Novizinnen, den gekreuzigten Christus zu beklagen, und was sie mit Worten lehrte, darin gab sie gleichzeitig Beispiel. Denn häufig, wenn sie in abgeschiedenem Kreis zu solchem Tun ermahnte, strömte sie über von Tränen, bevor sie ihre Worte beendet hatte.“ (Leben der hl.Klara 30,1-4) Für uns Klarissen in Bautzen wurde diese Legende am 06.Mai 2006 noch einmal ganz besonders bedeutsam, als wir einen blühenden Klara-Birnbaum-Ableger aus dem Kloster Brixen bei uns pflanzen konnten. Auch er grünte und blühte und trug trotz Umpflanzung während der Blüte noch im selben Jahr die ersten Früchte und zwar ebensoviele wie wir Schwestern waren – für uns ein ganz besonderes Zeichen der Gnade und Zuneigung Gottes zu unserer Gemeinschaft, das uns hoffnungsfroh in die Zukunft schauen lässt. |
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