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Juni 2013

 

„Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten und ihr braucht nicht zu erröten.“ (Ps 34,6)

„Und als der Papst [Innozenz] in das Kloster hineinging, da ging die ehrwürdige Äbtissin und heilige Mutter Sankt Klara gerade in ihrem Garten umher; sie war betrübt in ihrer Betrachtung und ihrem Denken an das würdige Leiden Unsres Lieben Herrn.
In diesen Gedanken war sie so sehr vertieft, dass sie es nicht wahrnahm, wie ihr der Papst und seine Begleiter so nahe kamen, bis der Papst sie ehrenvoll grüßte. [...] Dann gab ihr der Papst ein kleines Zweiglein, das von der Rute Unseres Lieben Herrn war. Als sie es empfing, war ihr ganzes Aussehen verwandelt: sowohl durch das große Mitleid, das sie hatte, als sie die Ursache des großen Leidens ihres Schöpfers sah, als auch durch die große Freude, mit der ihre höchsten Seelenkräfte ständig erfüllt waren, wenn sie an den unergründlichen Schatz und die Glückseligkeit dachte, die ihr und allen Menschen daraus entstanden waren. In diese Gedanken war sie so sehr versunken, dass sie wenig mitbekam, was der Papst mit ihr sprach. Sie gab dem höchsten Licht, das da in ihrer Seele leuchtete, Raum und redete auch über ihre Not mit dem Papst. Dann steckte sie das Zweiglein vor sich in die Erde, damit sie bis zum Weggehen des Papstes die ehrwürdige Reliquie in aller Ehre aufbewahrt hielt.
Aber die Ewige Weisheit hatte zum Lob und zur Ehre ihrer lobwürdigen Braut Klara eine andere Entwicklung gewollt: denn während der Papst und die selige Frau und Mutter Sankt Klara miteinander sprachen, siehe, da fing das dürre Zweiglein an zu grünen und blühte und brachte Frucht. “ („Legende der auserwählten Jungfrau St.Klara“ im Codex Thennenbach 4,3.4.6-10)

 

Die Betrachtung des Bildes der Begegnung der hl.Klara mit Papst Innozenz im Garten von San Damiano werden wir auf zwei Monate verteilen. In diesem Monat werden wir ganz von der Legende aus dem Thennenbach, im Juli dann die hinter dem Ikonentypus verborgene tiefer liegende Botschaft miteinander ergründen.

Der Codex Thennenbach, dem die oben in Ausschnitten zitierte Legende entstammt, ist eine deutschsprachige Quelle des ausgehenden 15.Jahrhunderts. In jener Zeit erlebte unser Orden eine Reformbewegung, die wieder mehr aus den Quellen leben wollte. Dazu wurde alles gesammelt, was man über die heilige Klara, ihr Leben und ihre Spiritualität finden konnte. Eine solche Sammlung wurde, so wird es angenommen, auch von den Klarissen in Freiburg aufgezeichnet. Die Verfasserin Sr.Magdalena Steinmerin bittet am Ende um ein Ave Maria unter dem Hinweis, dass sie dieses Werk verfasst habe, so dass zumindest der Name der Verfasserin sicher scheint. Auffällig an dieser Sammlung ist, dass es darin Legenden gibt, die in lateinischen, italienischen und anderen Quellen nicht vorhanden sind, also nur im deutschen Sprachraum Verbreitung fanden. Zu diesen besonderen Teilen gehört auch die Legende, die auf unserer Ikone Gestalt angenommen hat.

Die heilige Klara, die von Papst Innozenz Besuch bekommt im Garten von San Damiano, ihm ehrfürchtig begegnet, war gerade tief in die Betrachtung des Leidens ihres Herrn versunken, weshalb wir die Marterwerkzeuge – Geißel, Nägel, Dornenkrone,... – hinter der hl.Klara dargestellt finden. Viele Quellen berichten von einer besonderen Liebe, die sie zum leidenden Jesus hatte und von der großen Bedeutung, die sie jener Betrachtung zumaß. So schreibt auch Thomas von Celano in seiner Lebensbeschreibung: „Vertraut war ihr das Wehklagen über das Leiden des Herrn. Bald schöpfte sie aus den heiligen Wunden Empfindungen, bitter wie Mhyrre, bald trank sie daraus umso süßere Freuden. Die Tränen des leidenden Christus machten sie ganz trunken, und ihn, den tiefe Liebe ihrem Herzen eingeprägt hatte, vergegenwärtigte sie sich oft durch das Gedächtnis. Sie lehrte ihre Novizinnen, den gekreuzigten Christus zu beklagen, und was sie mit Worten lehrte, darin gab sie gleichzeitig Beispiel. Denn häufig, wenn sie in abgeschiedenem Kreis zu solchem Tun ermahnte, strömte sie über von Tränen, bevor sie ihre Worte beendet hatte.“ (Leben der hl.Klara 30,1-4)
In einer solchen Situation nun erscheint der Heilige Vater und möchte mit ihr sprechen. Er kann nicht anders, als von dem Glühen ermutigt und gestärkt zu werden, das die heilige Klara in diesem Moment in Antlitz und Wort ausstrahlt. Wer sich tief in das Leben und Wesen Jesu vertieft, in dem wird Gott in einer ganz besonderen Weise gegenwärtig. Das durfte auch der Heilige Vater an diesem Tag in besonderer Weise erfahren.
Er hatte ihr eine Reliquie als Geschenk mitgebracht, was uns sowohl sein Wissen um ihre Liebe zur Passion verdeutlicht, als auch die Zuneigung, die er für sie empfindet. Dieser Teil der Rute, mit der unser Herr Jesus Christus geschlagen worden war, ist allerdings nicht in einem Reliquiar verschwunden, sondern fing durch die Gnade Gottes wieder zu wachsen und zu grünen an. Wir können der deutschsprachigen Legende etwas später auch den Hinweis entnehmen, dass an dem Baum, der da gewachsen ist, viele Wunder geschehen sein sollen. Wo Gott präsent ist, man ihm Raum gibt, ist eben alles möglich.

Für uns Klarissen in Bautzen wurde diese Legende am 06.Mai 2006 noch einmal ganz besonders bedeutsam, als wir einen blühenden Klara-Birnbaum-Ableger aus dem Kloster Brixen bei uns pflanzen konnten. Auch er grünte und blühte und trug trotz Umpflanzung während der Blüte noch im selben Jahr die ersten Früchte und zwar ebensoviele wie wir Schwestern waren – für uns ein ganz besonderes Zeichen der Gnade und Zuneigung Gottes zu unserer Gemeinschaft, das uns hoffnungsfroh in die Zukunft schauen lässt.

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