Während Mose vom Berg herunterstieg, wusste er nicht, dass die Haut seines Gesichtes Licht ausstrahlte, weil er mit dem Herrn geredet hatte. (Ex 34, 29)
Und während er (Jesus) betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes. (Lk 9,29)
Die Treue im Gebet ist bezeichnend und notwendig für ein lebendiges geistliches Leben und beständiges Wachsen und Reifen auf Christus hin. Im Gebet pflegen wir unsere Beziehung zu Gott, hören auf sein Wort und setzen uns und unser Tun seinem liebenden Blick aus. „Betet ohne Unterlass“, heißt daher auch das Ideal in 1Thess 5,17. Aber wie soll man denn beständig beten, wenn man doch arbeiten muss? Auch Arbeit wird Gebet, wenn sie im Geist Christi erfolgt. Es bleibt ein beständiger Balanceakt zwischen dem drohenden Müßiggang, der wie schon der heilige Benedikt im 1.Jahrtausend auf den Punkt brachte, der Seele Feind ist, und einer Arbeit, die ihre betende Mitte verloren hat und oberflächliche, getriebene Geschäftigkeit wird. So hält die hl.Klara ihre Schwestern im 7.Kapitel ihrer Regel zu betendem Arbeiten an: „Die Schwestern, denen der Herr die Gnade zu arbeiten gegeben hat, sollen [...] treu und hingebungsvoll arbeiten, und zwar eine Handarbeit, die sich auf Ehrenhaftigkeit und gemeinsamen Nutzen bezieht, so dass sie unter Ausschluss des Müßiggangs, des Feindes der Seele, den Geist heiligen Gebetes und der Hingabe nicht auslöschen, dem alle übrigen zeitlichen Dinge dienen müssen.“ Es bleibt – wie bei allen Dingen – eine Frage des richtigen Maßes. Es ist ein Gesetz, möchte man fast sagen, des geistlichen Lebens, dass beständiges Gebet, kontemplatives Leben nicht ohne Zeiten der Arbeit „funktioniert“, so wie Arbeiten nicht ohne Zeiten der Ruhe und des Gebetes fruchtbar wird. Das bringt die Verslegende über die hl.Klara (VKl 1096-1114) in sehr schöner Weise zum Ausdruck. „Und weil ja oftmals der Geist selbst durch Ruhe ermattet, die Seele beim Gebet erstarrt und bei der Betrachtung träge wird, bleibt der Geist nach Ausführen der verschiedenen geistigen Übungen darin gefangen. So ist es von Nutzen, dass im Geist Verschiedenes abwechselnd aufeinanderfolgt. Bald soll er sich äußerenWerken widmen, bald ziehe er sich, Muße suchend, in sich selbst zurück, unterbreche sein Tun, ziehe auf hoher Bahn einher und verweile im innersten Heiligtum Gottes allein. Während Klara sich dies in der Seele wiederholt, während sie es im Geist ständig erwägt, bestimmt die fürsorgliche Klugheit der Mutter [entsprechende] Zeiten, im Bestreben, Müßiggang, Trägheit des Geistes und das Laster der Akedia ganz zu vertreiben, und ermuntert die Schwestern zu verschiedenen Tätigkeiten. Bald ermahnt sie zu beten und sich mit ruhigem Geist dem himmlischen Trachten zuzuwenden, bald zu harter Arbeit, bald treibt sie zu äußerem Wirken, bald ruft sie zu innerer geistiger Übung auf, um so den Überdruss zu beseitigen. Denn wenn das äußere Tun die geistige Übung ablöst und geistiger Eifer die Arbeit, führt die Hand die Last der Arbeit bereitwilliger aus. Der Geist nähert sich freudiger der höchsten Ruhe, die geistige Übung bereitet süßen Geschmack und die Betrachtung erglüht in Heiligkeit.“
Die hl.Klara selbst hat selbst in den Zeiten der Krankheit gearbeitet, hat Handarbeiten in ihrem Bett gefertigt und hat - so bezeugt uns Sr.Pacifica im Heiligsprechungsprozess (ProKl 1,7.9) – „ganze Nächte lang im Gebet gewacht“ und sei „unermüdlich beim Beten gewesen und innerlich sehr bewegt“, und wollte selbst in Zeiten schwerer Krankheit nicht von ihrer gewohnten Gebetsweise lassen. Die Ausrichtung auf den Herrn, von dem sie alles erwartet hat, war Grundhaltung des Lebens geworden. Wie schon Moses Gesicht erstrahlte, nachdem er betend dem Herrn begegnet war und auch Jesus selbst auf dem Berg verklärt worden ist, so wird auch von der hl.Klara in einer Verslegende (VKl 687-702) berichtet, dass ihr Gesicht sich im Gebet veränderte. „Die Wonnen, welche sie betend aus der ewigen Quelle verkostete, und die Funken, die zu ihr vom seligen Glutofen sprühten, oder den Glanz, den sie vom Gemach des Bräutigams zurückbrachte, leitete sie zu den Schwestern hin. Sie erfreute sie durch den Nektar des Wortes, selbst entflammt freut sie sich, ihre Schwestern mit feuriger Rede zu entflammen. Jene bewunderten das überaus strahlende Antlitz dieser Jungfrau und die feurigen Worte der Sprechenden. Leuchtender war ihr Gesicht, sobald sie vom Feuerofen glühenden Gebetes zurückkehrte, es schimmerte von himmlischen Strahlen. Sieh doch, was ein reines Gebet für die Gerechten an Verdienst einbringt oder was die heilige Betrachtung dem Betenden zurückschenkt. Wie einst das Gesicht des Mose, als er den Berg bestieg, strahlend leuchtete, weil ihn der Herr gütig anblickte, so entrückte für eine kleine Weile die Unterredung mit dem lieblichen Bräutigam ihr die Sinne der Seele, während sie Himmlisches in der Burg ihres Geistes betrachtete und ihr Antlitz verklärte.“
So können auch wir in diesem Monat einmal schauen, wie es mit unserem Gleichgewicht von Arbeit und Gebet, von aktiv sein und erholen aussieht und könnten uns auch die Frage stellen, ob unser Gesichtsausdruck sich verändert, wenn wir bei unserem Herrn weilen.
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