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Dezember 2015
Herr, sei gelobt durch Bruder Wind,
durch Luft und Wolken und jeglich Wetter.
Dein Odem weht dort, wo es ihm gefällt.
„Schau den Regenbogen an und preise seinen Schöpfer; denn überaus schön und herrlich ist er.“ (Sir 43,11) „Ebenso ist auch der Blitz, wenn er aufleuchtet, schön anzusehen. Genauso ist es beim Wind, der über das ganze Land weht.“ (Bar 6,60) Einmal mehr geht es um den Lobpreis des Schöpfers, den auch das Wetter singen soll. Denn mit Hiob können wir fragen: „Hat der Regen einen Vater oder wer zeugte die Tropfen des Taus? Aus wessen Schoß ging das Eis hervor, des Himmels Reif, wer hat ihn geboren? (Hi 38,28f) Es überrascht uns wenig, dass die Heilige Schrift darauf eine mehr als deutliche Antwort gibt. Es ist Gott in seiner Allmacht und Herrlichkeit. „Durch seinen Hauch wird heiter der Himmel“ (Hi 26,13) „Durch Gottes Hauch entsteht das Eis, liegt starr des Wassers Fläche.“ (Hi 37,10) „Er spendet Schnee (...), streut den Reif aus“ (Ps 147,16), „führt Wolken herauf vom Ende der Erde, er lässt es blitzen und regnen, aus seinen Kammern holt er den Sturmwind hervor.“ (Ps 135,7). „Seine Allmacht ballt die Wolken zusammen und schlägt aus ihnen Hagelsteine.“ (Sir 43,15) Und so „erinnerte [Franziskus] auch [...] Erde und Feuer, Luft und Wind in lauterster Reinheit der Liebe Gottes und mahnte sie zu freudigem Gehorsam.“ (1. Lebensbeschreibung des hl.Franziskus von T.v.Celano 81,4)
Ein Gehorsam, den sie zweifellos leisten. Gott ist der Herr über das Wetter. Uns allen steht beispielhaft vor Augen, wie Jesus den Seesturm zum Schweigen brachte (Mt 8,23ff). So überrascht es auch nicht, dass jene Menschen, die Christus sehr nahe waren, durch ihr Gebet oder ihre Fürbitte zuweilen Anteil an jener Macht über das Wetter erhielten, Christus gewissermaßen bis in diese Punkte hinein nachfolgten. So wird uns zum Beispiel von Franziskus im Mirakelbuch von T.v.Celano (Nr. 85) berichtet: „Einige Seeleute von Ancona, die von einem stürmischen Unwetter hin- und hergeworfen wurden, sahen sich bereits vom Untergang bedroht. Als sie nun, jeder Hoffnung auf ihr Leben bar, inständig zum heiligen Franziskus ihre Zuflucht nahmen, erschien ein großes Licht auf demMeere. Mit diesem Licht trat durch göttliche Fügung Ruhe und Stille ein.“ Bruder Bartholomäus von Pisa (†1401) berichtet ähnliches in seinem Buch „Über die Gleichförmigkeit des Lebens des sel.Franziskus mit dem Leben des Herrn Jesus“, in dem er verschiedene Lebensbeschreibungen und Legenden des hl.Franziskus und der hl.Klara sammelte, um ihre Christusähnlichkeit darzustellen. Da heißt es: „Wenn auch die Wunder der seligen Klara zahllos sind, so will ich doch eines davon berichten, das ich von einem gehört habe, der es selbst erlebt hat. Als einige Leute aus der Stadt Pisa nach Sardinien fahren wollten, kam auf dem Meer ein schrecklicher Seesturm über sie, und es wurde stockfinstere Nacht. Durch die Wucht des Sturmes riss das Schiff am Boden auf und alle, die auf dem Schiff waren, sahen sich dem Tod entgegengehen. Da fingen sie an, ungestüm und unter Tränen die Fürbitte der Jungfrau und der Heiligen anzuflehen. Als sie aber keineswegs erhört wurden, begannen sie, die selige Klara anzurufen, und versprachen, dass sie für ihre Rettung barfuß, nur im Hemd, mit einem Strick um den Hals und einer Kerze vom Gewicht einer Libra in Händen von Pisa aus ihre Kirche besuchen wollten. Sobald sie dieses Gelöbnis gemacht hatten, stiegen sogleich drei Lichter vom Himmel herab. Das eine setzte sich auf den Bug des Schiffes, das andere auf das Heck, das dritte aber stieg in das Innere des Schiffes hinab und verschloss das Leck, durch welches das Wasser des Meeres eindrang. Auf dem Meer trat Stille ein, und mit günstigem Wind erreichten sie noch in derselben Nacht Oristano, währenddessen die drei Lichter nicht von ihnen wichen. Als dann im Hafen alle Menschen an Land standen und die Waren aus dem Schiff ausgeladen waren, konnten alle sehen, wie jene drei Lichter verschwanden und das Schiff vom Wasser verschlungen wurde. Die Leute aber kehrten nach Pisa zurück und erfüllten ihr Versprechen.“
Aber nicht erst nach dem Tode, gab es solche Wunder. Von Franziskus wird berichtet, wie er schon zu Lebzeiten die Stadt Greccio vom Hagel befreite (2 Cel 35f). Und Klara soll von Mitgefühl bewegt durch ihr Gebet einmal in der heißen Sommerszeit auf Bitte einer Menge Prälaten, die sie in der Hitze besucht hatten, bei Gott Regen erwirkt haben. So überliefert es das St.-Klara-Buch aus dem 14.Jh. (Kap 15).
Das Wetter spricht uns vielfältig von Gott. Mit Blick auf das Buch Genesis dürfen wir beim Anblick eines Regenbogens an den Bund Gottes denken, den er mit Noah geschlossen hat und der für alle bis heute gilt (vgl. Gen 9,13ff). Eine Wolke mag uns an die Treue Gottes erinnern, mit der er dem Volk durch die Wüste voranzog (Ex 13,21) oder uns wachhalten für die Wiederkunft des Herrn, die wir erwarten (Dan 7,13; Mk 14,62) oder lässt uns an die Verklärung (Mt 17,5) oder die Himmelfahrt Jesu (Apg 1,9) denken. Wenn es stürmt, könnten wir an den Heiligen Geist denken, wie er Pfingsten auf die Jünger herabkam (vgl. Apg 2,1f). Ein leises Säuseln des Windes kann uns an Elia erinnern, der Gott schauen wollte und belehrt wurde, dass Gott nicht in Sturm und Erdbeben und Feuer war, sondern im sanften, leisen Säuseln (vgl. 1 Kön 19,11ff). „Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht.“ (Joh 3,8) So könnte Bruder Wind uns heute fragen, woher wir eigentlich kommen und wohin wir gehen.
„Preist den Herrn, aller Regen und Tau, preist den Herrn, Frost und Hitze, preist den Herrn, ihr Blitze und Wolken; lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!“ (Dan 3,64.67.73)
Foto: Merko Hendrich
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