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Januar 2015

 

Wieder sind einige Jahre vergangen, Franziskus hat inzwischen einige Gefährten. Die Lebensweise der Brüder ist von Papst Innozenz III. inzwischen zumindest mündlich bestätigt. Da stellt sich die Frage nach einem Ort für die vielen Brüder, wo sie das Stundengebet verrichten können und in dessen Nähe sie wohnen könnten. Da hat Franziskus eine Idee, die uns im sogenannten Spiegel der Vollkommenheit (SP 55), einer Quelle aus dem beginnenden 14.Jh, überliefert ist...

Als der selige Franziskus sah, dass der Herr die Zahl der Brüder mehren wollte, sagte er zu ihnen: „Meine liebsten Brüder und Söhne, ich sehe, dass der Herr uns vermehren will. Deshalb erscheint es mir gut und fromm, dass wir vom Bischof oder den Kanonikern von San Rufino oder vom Abt von San Benedetto uns eine Kirche erwerben, wo die Brüder ihr Stundengebet verrichten können; und bei ihr sollen sie nur ein kleines und ärmliches, aus Lehm und Flechtwerk errichtetes Haus haben, wo sie ruhen und arbeiten können. Denn diese Niederlassung (Anmerkung: gemeint ist Rivotorto) ist nicht ehrbar und ausreichend für die Brüder, nachdem sie der Herr vermehren will, und vor allem, weil wir hier keine Kirche haben, wo die Brüder das Stundengebet verrichten können. Und wenn ein Bruder sterben sollte, wäre es nicht ehrbar, ihn hier oder in einer Kirche der Weltgeistlichen zu begraben.“ Diese Rede gefiel allen Brüdern.“ Sowohl der Bischofvon Assisi, als auch die Kanoniker mussten Franziskus enttäuschen.Darauf ging er zum Abt von San Benedetto am Monte Subasio und legte ihm dieselben Worte vor. Der Abt aber hielt von Mitleid bewegt mit seinen Mönchen Rat, und durch das Wirken der Gnade und den Willen Gottes gewährte er dem seligen Franziskus und seinen Brüdern die Kirche Santa Maria von Portiunkula als die kleinste und armseligste Kirche, die sie hatten. Und der Abt sagte dem seligen Franziskus: „Siehe, Bruder, wir haben erhört, was du erbeten hast. Aber wenn der Herr eure Gemeinschaft vermehren sollte, wollen wir, dass diese Niederlassung das Haupt für euch alle sei.“ Diese Rede gefiel dem seligen Franziskus und seinen Brüdern; und der selige Franziskus freute sich sehr über diesen Ort, der den Brüdern gewährt worden war, besonders weil die Kirche den Namen der Mutter Christi trug und weil die Kirche so klein und ärmlich war; ebenso, weil sie mit Beinamen „Portiunkula“ genannt wurde. Denn darin wurde vorausbezeichnet, dass sie Mutter und Haupt der armen Minderen Brüder sein sollte. [...] Von alters her aber hieß der Ort „Santa Maria von den Engeln“, weil dort, wie man sagt, öfter Gesänge von Engeln gehört worden sind. Obwohl nun der Abt und die Mönche die Kirche dem seligen Franziskus und seinen Brüdern frei von Auflagen gewährt hatten, wollte der selige Franziskus dennoch, gleichsam als guter und erfahrener Meister, sein Haus, das heißt: seinen Orden, auf festen Felsen gründen, nämlich auf höchste Armut. Darum schickte er zum Zeichen größerer Demut und Armut jährlich dem genannten Abt und den Mönchen ein Körbchen oder ein geflochtenes Gefäß voller kleiner Fische, die Rotaugen heißen.[...] Wenn aber die Brüder den Mönchen jährlich die Fischlein brachten, gaben diese wegen der Demut des seligen Franziskus, der dies aus freiem Willen tat, ihnen ein Gefäß voll Öl (Anmerkung: Ein Brauch, der sich bis heute durchgehalten hat). Wir aber, die wir mit demseligen Franziskus zusammen gewesen sind, legen Zeugnis darüber ab, dass er selbst ausdrücklich versicherte und von jener Kirche sagte, es sei ihm dort offenbart worden, dass wegen der vielen Vorrechte, die der Herr ihr verliehen habe, die selige Jungfrau unter allen Kirchen der Welt, welche sie liebt, diese Kirche mit der größten Zuneigung liebhat. Daher hegte er seit damals immer höchste Ehrfurcht und Andacht für sie; und damit die Brüder immer diese Erinnerung in ihren Herzen trügen, ließ er bei seinem Sterben im Testament schreiben, dass alle Brüder es ähnlich halten sollten.“
Der heilige Franziskus, so heißt es weiter, wünschte sich, dass diese Kirche immer dem Generalminister selbst anvertraut sei, damit dieser Sorge tragen konnte für ein heiligmäßiges Leben der dort lebenden ausgewählten Brüder. Es war sein besonderer Wunsch, dass „dieser Ort gesegnet sei und immer ein Spiegel und gutes Beispiel für den gesamten Orden bleibe, der gleichsam als Leuchter vor dem Throne Gottes und der seligen Jungfrau immerzu brennt und leuchtet. [...] Deshalb will ich besonders, dass niemand diesen Ort betrete, damit sie seine Reinheit und Heiligkeit besser bewahren können und damit an dieser Stätte ganz und gar nichts Unnützes geschehe oder gesprochen werde, sondern die ganze Niederlassung durch Hymnen und Lobpreisungen des Herrn rein und heilig gehalten werde.“. Von dort sollte der Segen Gottes für den ganzen Orden ausgehen. Und so ist dieser Ort bis heute von ganz besonderer Bedeutung für die franziskanischen Orden.

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