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MONATS
Juni 2014
„Ihr wisst, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen.“ (2.Kor 8,9)
„Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen.“ (Phil 2,5-7)
„[... I]ch habe gelernt, mich in jeder Lage zurechtzufinden: Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung. Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt.“ (Phil 4,11-13)
In diesem Monat wollen wir noch einmal einen Blick auf die Botschaft unserer Ikone werfen, die sie uns in Bezug auf die Spiritualität der hl.Klara und „ihrer“ Klarissen übermittelt. Schon die Bulle des Papstes Innozenz IV. vom 09.08.1253 zur Bestätigung der Regel der hl.Klara zeigt uns die Eckpfeiler dieser geistlichen Lebensweise:
„Es liegt uns [...]die demütige Bitte bezüglich der Lebensform vor, gemäß der ihr gemeinsam in Eintracht des Geistes und nach dem Gelübde der höchsten Armut zu leben verpflichtet seid. Der selige Franziskus hat sie euch übergeben, und sie wurde von euch freiwillig angenommen.“ Es sind also die Armut und die Eintracht des Geistes.
Die Armut ist es, auf die wir heute einen Blick werfen wollen. Sie ist zentral für das Leben der hl.Klara und auch des hl.Franziskus mit ihren Brüdern und Schwestern bis in die heutige Zeit. Kein Thema hat im Laufe der Geschichte so viel Streit und Diskussion mit sich gebracht wie dieses. Franziskus legt sie, seine „Herrin Armut“ den Schwestern in seinem Vermächtnis kurz vor seinem Sterben 1226 noch einmal besonders ans Herz:
„Ich, der ganz kleine Bruder Franziskus, will dem Leben und der Armut unseres höchsten Herrn Jesus Christus und seiner heiligsten Mutter nachfolgen und darin bis zum Ende verharren. Und ich bitte euch, meine Herrinnen, und gebe euch den Rat, ihr möchtet doch allezeit in diesem heiligsten Leben und in der Armut leben. Und hütet euch sehr, dass ihr durch irgendjemandes Lehre oder Rat in irgendeiner Form auf ewig davon abweicht.“
Was heißt Armut leben? Sicher Christusnachfolge, wenn es geistliche Haltung und nicht aufgedrängte Not ist. Das können wir dem Korintherbrief entnehmen (vgl. 2 Kor 8,9). Es geht um Entäußerung, wie Christus sie gelebt hat, um ganz Mensch zu werden (so Phil 2,5-7). Es geht um Annahme von den Gegebenheiten, wie sie eben sind (so Phil 4,11-13) und darin eine Gelassenheit und Zufriedenheit im Vertrauen auf Gottes Fürsorge und Schutz.
Aber was gehört da alles dazu? Wie hat Klara das gelebt? Dazu möchten wir mit Hilfe der Ikone einen kleinen, stichpunktartigen Einblick geben...
Dreifaltigkeit: Anfang und Ende des Lebens. Vorbild und Ziel.
Sich ganz und vorbehaltlos verschenken und alles von Gott
Vater erwarten. Im völligen Vertrauen auf seine liebende Für-
sorge. Bewusstsein, das alles von IHM kommt.
der Berufung folgen:
Im Alltag die Botschaft Gottes suchen und die Bereitschaft
haben, dem Ruf Gottes in allem zu folgen. Gehorsam als
Freiwerden vom eigenen Willen. Auf Gottes Wort hin alles
hinter sich lassen. Sich auf den Weg machen.
Einkleidung: Einordnung in eine Gemeinschaft. Loslassen des
Vergangenen. Alles zurücklassen. Der Sprung ins Ungewisse,
fern jeder irdischen Sicherheit. Offenheit für Neues. Pilger und
Fremdling. Einfaches Leben, Bescheidenheit, Zufriedenheit.
Privileg der Armut: Nicht gezwungen werden, etwas zu besitzen.
Frei von materiellen Dingen. Nichts haben müssen, um sicher zu
sein, um zufrieden zu sein, um mir Bedeutung und einen Stellen-
wert zu geben.
Martyrium: Bereitschaft zur Nachfolge bis zum Tod. Selbst das
eigene Leben loslassen, weil es von Gott gegeben und genom-
men wird. Bereitschaft zum Leiden um Christi Willen nicht
nur im Großen.
Brotwunder: Nicht krampfhaft für sich selber sorgen. Im
Vertrauen Gott um alles bitten. Aus Gottes Vorsehung leben.
Darauf bauen, dass er uns alles gibt, was wir brauchen, wenn
wir uns um sein Reich sorgen. Mich beschenken lassen.
Stigmatisierung: Zulassen, dass Gottes Gegenwart in mir Spuren
hinterlässt. Selbst Spiegel und Vorbild für andere sein. Sich
wandeln lassen in sein Ebenbild zum Heil der Welt. Meine
Mitmenschen als Brüder und Schwestern annehmen.
Fußwaschung: Mich in Dienst nehmen lassen. Loslassen von
Standesdenken und Stolz. Sich für keine Arbeit zu schade sein.
Fürsorge für meine Mitmenschen. Meine Liebe spürbar zu
machen (was mich fast immer „etwas kostet“). Mich ein- und
ggf. unterordnen, zurücknehmen.
Sterben des Franziskus: Geliebte Menschen loslassen nicht
nur im Tod. Sie freilassen, nicht „erziehen“ wollen, sondern
annehmen. Mich nicht an den Beziehungen zu Menschen
festmachen, sondern an Gott.
Papstbesuch: Sich unterbrechen lassen (eigene Planung loslassen.)
Das erlösende Leiden Christi für mich annehmen. Bewusst bleiben,
dass ich aus mir selbst heraus nichts vermag. Rückbindung an die Quellen
(Bibel, Betrachtung) und an die Kirche. Mich führen lassen.
Krankheit und Tod: Meine eigene Geschöpflichkeit, meine
Gebrechlichkeit, meine Grenzen annehmen. Mein So-geworden-
Sein annehmen. Dankbarkeit. Mich selbst loslassen. Das eigene
Leben in Gottes Hände zurücklegen.
Wie Maria...: Eigene Bedürftigkeit annehmen. Vor allem die
Sehnsucht nach Liebe. Sich lieben und annehmen lassen. Alle
Armut in der Beziehung zu Gott leben, mit ihm. Meinen Wert
von ihm allein bestimmen lassen.
Krönung mit Maria: „O selige Armut! Denen, die sie lieben und
umfangen, gewährt sie den ewigen Reichtum! O heilige Armut!
Wer sie besitzt und nach ihr sich verzehrt, dem wird von Gott
das Himmelreich verheißen (vgl.Mt 5,3) und ewiger Ruhm und
seliges Leben ohne Zweifel verliehen ...“
(aus dem 1.Brief der hl.Klara an die hl. Agnes von Prag) |