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November 2010

 

Diesmal wollen wir, wie angekündigt, die Beziehung des hl. Franziskus zum San Damiano-Kreuz etwas näher betrachten.
Die Offenheit gegenüber Gott und dem Nächsten, die den hl.Franziskus nach seiner Bekehrung prägten, wird in einem sehr bekannten Gebet, das von ihm überliefert ist, deutlich. Er betete viele Male vor dem Kreuz in San Damiano:

Höchster, glorreicher Gott,
erleuchte die Finsternis meines Herzens
und schenke mir rechten Glauben, gefestigte Hoffnung und vollendete Liebe.
Gib mir, Herr, das rechte Empfinden und Erkennen,
damit ich deinen heiligen und wahrhaften Auftrag erfülle.

Eines Tages, so lässt uns Thomas von Celano wissen, als Franziskus sich vom Geiste in die Kirche geführt sah, warf er sich dort demütig und voller Hingabe im Gebet vor dem Gekreuzigten nieder. Dabei erlebte er eine Heimsuchung, die ihn tief verwandelte. Der Gekreuzigte rief ihm beim Namen und sprach dreimal: „Franziskus, geh hin und stell mein Haus wieder her, das, wie du siehst, ganz verfallen ist!“ Dabei, so heißt es, haben sich die Lippen auf dem Bild bewegt.

Nach jener Begegnung, sorgte er unmittelbar dafür, dass Lampe und Öl gekauft wurde, indem er das nötige Geld zur Verfügung stellte, um dem Bild die gebotene Ehre zu erweisen. Auch begann er kurze Zeit später eigenhändig Stein auf Stein zu setzen, um das alte, zerfallene Kirchlein wieder herzustellen. Die wahre Tiefe der Botschaft, die von Christus durch sein Blut erworbene Kirche aus menschlichen Steinen wieder aufzubauen, erfasste er erst langsam.

Bruder Konrad von Bondorf, der im 15.Jh lebte, beschrieb das Kreuz in San Damiano als ein flach gemaltes, nicht geschnitztes Bild auf Holz und erklärt dann weiter, dass bei der Begegnung des Gekreuzigten mit Franziskus, Christus sein Haupt in Ehrerbietung vor Franziskus geneigt habe. Seitdem sei das Haupt Christi von der Ikone herausgehoben. Zu Beginn des 18.Jahrhunderts schließlich bekommt die Legende noch den Zusatz, dass sich auch die vormals geschlossenen Augen des Herrn bei dieser besonderen Begegnung geöffnet hätten und es bis heute sind.

Legenden natürlich geben nicht in erster Linie Fakten wieder, sondern wollen eine Botschaft übermitteln. In diesem Fall soll vor allem deutlich gemacht werden, dass dieser Moment eine große Tiefe und Bedeutung hatte und die Beziehung von Franziskus zu seinem Herrn eine andere Dimension annahm. Bei dieser Begegnung, die ihn tief prägte, brannte sich seiner Seele tief das Mitleiden mit dem Gekreuzigten ein, an dessen Kreuzesleiden er später durch die Wundmale auch körperlich sichtbar Anteil erhalten sollte. Von diesem Augenblick an war er untröstlich, wenn er der Leiden seines Herrn gedachte, so tief war er mit ihm verbunden.

So wünschen wir auch Ihnen eine immer wieder neue, das Leben prägende Begegnung mit dem Gekreuzigten, dessen Sehnen nach dem (Wieder-)Aufbau seines Leibes, der Kirche, ungebrochen ist und sich nicht nur an den hl.Franziskus, sondern an jeden von uns richtet.

 

 

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