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Februar 2015

 

In diesem Monat wollen wir einen letzten Blick auf die zentrale Bedeutung des Portiuncula-Kirchleins für den Orden werfen. Dazu sei von den Generalkapiteln berichtet, die an diesem Orte zuerst zweimal im Jahr (Pfingsten und zum Fest des hl.Michael), später aufgrund der großen Zahl und Ausbreitung der Brüder nur noch einmal im Jahr, zuletzt nur noch alle 3 Jahre stattfanden. Auf diesen Kapiteln, so schreibt der Bischof Jakob von Vitry, geht es darum, dass die Brüder sich gemeinsam im Herrn freuen, gemeinsam essen, „sich auf Vorschriften von Recht und Tugend einigen“, d.h. Regelelemente besprechen, Absprachen treffen (z.B. die Aussendung von Brüdern über die Alpen 1217; die Aufteilung in Provinzen), Konflikte ansprechen. Das berühmteste dieser Kapitel fand möglicherweise im Mai 1221 statt und versammelte bereits 5000 Brüder. Da man zu diesem Zwecke Hütten baute mit aus Zweigen und Ästen geflochtenen „Matten“ als Dach, wurde dieses Kapitel als sogenanntes „Matten-Kapitel“ bekannt. Die „Blümlein des Franziskus“, die „Fioretti“, eine Quelle des 14.Jahrhunderts, geben über den Stand der damaligen mündlichen Überlieferung Auskunft, die zwar nicht in allen Punkten historisch überprüfbar korrekt sind, aber dennoch weit mehr als nur eine Sammlung hübscher Legenden um Franziskus und seinen Orden. So wollen wir denn mal einen Blick in das 18.Kapitel werfen, das uns von jenem Mattenkapitel berichtet:

„Der treue Knecht Christi, der heilige Franziskus, hielt einmal bei Santa Maria degli Angeli ein Generalkapitel, zu dem sich über fünftausend Brüder eingefunden hatten. Es kam auch der heilige Dominikus, Haupt und Gründer des Predigerordens, der damals gerade auf der Reise von Burgund nach Rom war. Als er von der Versammlung des Kapitels hörte, die der heilige Franziskus in der Ebene von Santa Maria degli Angeli abhielt, ging er mit sieben Brüdern aus seinem Orden hin, um sich das anzusehen. Außerdem war bei diesem Kapitel auch ein Kardinal zugegen, der dem heiligen Franziskus sehr ergeben war und dem dieser prophezeit hatte, er werde noch Papst werden, was dann auch eintraf. [...] Immer wenn dieser Kardinal kam und jene heilige Versammlung besuchte, schöpfte er daraus große Freude und Erbauung. Er sah in der Ebene um Santa Maria herum die Brüder in Scharen sitzen, hier sechzig, da hundert, dort zweihundert und anderswo dreihundert auf einmal. Alle waren sie ausschließlich mit dem Gespräch über Gott, mit Gebet, Tränen und Übungen der Liebe beschäftigt. Sie verweilten in solchem Schweigen und solcher Bescheidenheit, dass man dort weder Lärm noch Unruhe vernahm. Der Kardinal wunderte sich über eine so geordnete große Menge, dass er mit Tränen und tiefer Ehrfurcht sagte: „Wahrhaftig, dies ist das Feldlager und das Heer der Ritter Gottes!“ [...]  Der Ruf ihrer Heiligkeit war so groß, dass vom päpstlichen Hof, der damals in Perugia war, und von anderen Gebieten des Spoletotales viele Grafen, Barone, Ritter und andere Adelige sowie Männer aus dem Volk kamen. Ebenso kamen Kardinäle, Bischöfe, Äbte und andere Kleriker, um jene so große und heilige, aber zugleich demütige Versammlung zu sehen, denn die Welt hatte noch nie so viele heilige Männer zusammen gesehen. Vor allem aber kamen sie, um das Haupt und den heiligen Vater jenes heiligen Volkes zu sehen, welcher der Welt eine so prächtige Beute entrissen und eine so schöne und fromme Herde versammelt hatte, um den Fusspuren des wahren Hirten Jesus Christus zu folgen. Als das ganze Generalkapitel nun versammelt war, verkündete der heilige Vater und Generalminister aller, der heilige Franziskus, in der Glut des Geistes das Wort Gottes und predigte ihnen mit lauter Stimme, was der Heilige Geist ihm eingab. [... Er] predigte [...] voller Hingabe, bestärkte und führte die Brüder hin zu Gehorsam und Ehrfurcht gegenüber der heiligen Mutter Kirche, zur brüderlichen Liebe, zum Gebet für das gesamte Volk Gottes, Geduld zu haben in den Widerwärtigkeiten der Welt und Mäßigung im Glück, engelgleiche Reinheit und Keuschheit zu wahren, Frieden und Eintracht zu haben mit Gott, den Menschen und dem eigenen Gewissen, zur Liebe und Beobachtung der heiligsten Armut. Und er fügte hinzu: „Kraft des heiligen Gehorsams befehle ich euch allen, die ihr hier versammelt seid, dass sich keiner von euch Sorgen und Kummer mache um irgend etwas, weder um das Essen noch um das Trinken noch um irgendein Bedürfnis des Leibes, sondern sorgt euch allein um das Gebet und das Lob Gottes. Die ganze Sorge um den Leib überlasst ihm, der ganz besondere Sorge um euch trägt.“ Alle aber nahmen diese Weisung mit freudigem Herzen und frohem Angesicht auf. Als der heilige Franziskus seine Predigt beendet hatte, begaben sich alle ins Gebet.“
Wie der heilige Dominikus reagierte auf diese Worte, hören wir im Folgenden: „Der heilige Dominikus aber, der bei all dem zugegen war, wunderte sich sehr über diese Weisung des heiligen Franziskus und hielt sie für unklug. Er konnte sich nicht vorstellen, wie man eine solche Menge von Leuten leiten könnte, ohne sich auch nur irgendwie um die Bedürfnisse des Leibes zu sorgen und zu kümmern. Der oberste Hirte aber, Christus, der Gebenedeite, wollte zeigen, wie er sich um seine Schafe sorgt und welch einzigartige Liebe er für seine Armen hat. Sogleich gab er den Leuten von Perugia, Spoleto, Foligno, Spello, Assisi und von anderen Gebieten im Umkreis ein, dieser heiligen Versammlung zu essen und zu trinken zu bringen. Und siehe, sofort kamen aus diesen Gegenden Männer mit Maultieren, Pferden und Karren, beladen mit Brot und Wein, Bohnen, Käse und anderen guten Sachen zum Essen, entsprechend den Bedürfnissen der Armen Christi. Dazu brachten sie Tischtücher, Krüge, Becher und andere Gefäße, wie sie für eine so große Menge nötig waren. Glücklich pries sich, wer das meiste bringen konnte oder am besten zu bedienen wusste. Selbst die Ritter, Barone und andere Adelige, die zum Schauen gekommen waren, bedienten sie mit großer Demut und Hingabe. Als der heilige Dominikus diese Dinge sah und in Wahrheit erkannte, dass die göttliche Vorsehung unter ihnen wirkte, gestand er sich demütig ein, den heiligen Franziskus zu Unrecht einer unklugen Weisung bezichtigt zu haben. Er warf sich vor ihm auf die Knie, bekannte demütig seine Schuld und fügte hinzu: „Wahrhaftig, Gott trägt besondere Sorge für diese heiligen kleinen Armen, und ich wusste es nicht. Ich aber verspreche von jetzt an, die heilige evangelische Armut zu halten. Im Namen Gottes verfluche ich alle Brüder meines Ordens, die sich in diesem Orden herausnehmen, Eigentum zu besitzen.“. [...] Mit Gottes und seinem Segen sandte er sie in ihre Provinzen zurück und alle waren getröstet mit
geistlicher Freude.“
Ein wahrhaft gnadenvoller Ort, wie wir spüren können. Und wahrhaft geheiligte Anfänge...

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